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Wer ist Junko Baba?

Junko Baba in Fukuoka, Japan, geboren, ist Lehrbeauftragte an der Universität Wien und Vizepräsidentin des internationalen Vereins „Global Calligraphy Vienna“. Sie leitet die Europäische Zweigstelle der Nihon Shuji Kalligraphie Gesellschaft, und gilt als eine der aktivsten Performance-Künstlerin der japanischen Kalligraphie im europäischen Kulturraum. 
Die Japanierin kommt aus einer Kalligrafen-Familie und hat bereits mit drei Jahren mit der Kunst der Kalligraphie begonnen. Ihr Urgroßvater Shunson Tohaya (1837-1905) gründete eine der ersten Kalligraphie-Schulen in Kyushu. Junko Baba hat mit 18 Jahren den Abschluss des Nihon-Shuji Kalligraphie-Lehrerdiploms gemacht und ist seit 1988 in Österreich.
Drei Wochen im Monat veranstaltet Junko Baba in ihrem Atelier in Wien, wo sie neben ihrem Onlineshop auch einen Shop vor Ort hat, Workshops, unterrichtet an der Universität  oder hat Live Performances, Ausstellungen und Vorträge in ganz Österreich, Deutschland und der Schweiz. Eine Woche im Monat fliegt sie von Wien nach Tokyo und verbringt in Japan Zeit mit ihrer Familie oder unterrichtet – sofern es die Zeit zulässt – Musik an der Universität.

Interview Junko Baba
Interview Junko Baba
Interview Junko Baba

Die Musik hat Junko Baba nach Österreich gebracht.

Junko Baba hat uns außerdem erzählt, dass nicht nur die Japanische Kalligraphie, sondern auch die Musik eine Leidenschaft von ihr ist, auch wenn sie momentan kaum zum Singen kommt. Mit 14 Jahren fing die Japanerin an zu singen und ging später nach Tokyo, um an der Universität Gesang zu studieren. Die Musik hat sie schließlich auch nach Österreich geführt. Genau zu der Zeit, als sie ihre Masterarbeit schrieb, kamen zwei GastprofessorInnen aus Österreich nach Japan. Für Junko Baba eröffneten sich dadurch neue Möglichkeiten und sie ging nach Salzburg um Gesang zu studieren. Nach dem Studium war die Opernsängerin sogar 22 Jahre in Linz am Opernhaus tätig und erinnert sich gerne an die Zeit hier in Oberösterreich. Sie hat sich daher gefreut für den zweitägigen Workshop „Shodo – Japanische Kalligraphie“ in unserer Buchbinderei wieder hier in Linz zu sein und abends über die Landstraße zu schlendern.

Interview Junko Baba
Interview Junko Baba
Interview Junko Baba

Japanische Kalligraphie – ein Interview mit Junko Baba


Was unterscheidet die japanische Kalligraphie – kurz Shodo – von westlicher Kalligrafie?

Bei der japanischen Kalligraphie verwendet man ganz andere Werkzeuge zum Schreiben. Die vier wichtigen Werkzeuge – die 4 Schätze – für Shodo sind der Pinsel, die Tusche, der Reibstein und das Papier. Die Schreibpinsel, Fude, bestehen aus Haaren verschiedener Tiere und einem Bambus- oder Holzstift. Die Selbstherstellung der flüssigen Tusche mit Stangentusche und Reibstein ist ein Prozess zur Vorbereitung für die Einigung des Körpers und des Geistes. Während des Reibens reinigt sich die Seele durch den Duft der Tusche. Das bewusste Atmen bringt innere Ruhe und Respekt für das Kunstwerk. Es gibt chinesische und japanische Papiere, Kami, sowohl handgeschöpfte als auch maschinell hergestellte.
Außerdem geht es bei der Japanischen Kalligraphie nicht um das Schönschreiben an sich. Sie ist vielmehr eine eigenständige Kunstform, die technisches Vermögen, ästhetisches Verständnis und künstlerischen Ausdruck benötigt. Im asiatischen Raum ist die Kalligraphie sogar der Malerei ebenbürtig.

Was bedeutet Shodo wörtlich übersetzt?

Shodo ist „der Weg des Schreibens“. Das „do“ steht hier für den Weg und man findet es auch in anderen japanischen Kunstformen, wie zum Beispiel bei der Teezeremonie „Sado“ oder der asiatischen Kampfkunst „Judo“. Beim Shodo zählt daher nicht das Endergebnis, sondern der Weg dorthin, gemäß dem Motto: „Der Weg ist das Ziel“.

Welche Rolle spielt die Meditation bei Shodo?

Wie bereits erwähnt geht Japanische Kalligraphie über das Schönschreiben und korrekte Pinselführung hinaus. Während des Schreibens entwickelt sich auch geistige Ruhe und Konzentration. Viele Personen haben einen stressigen Alltag und kommen in meine Kurse, um den Stress zu vergessen und abschalten zu können. Wie etwa Yoga ist auch Shodo sehr meditativ und ein gutes Mittel, um den Kopf frei zu bekommen.

Wie lange dauert es um Shodo zu beherrschen?

Bei der Japanischen Kalligraphie gibt es keine Perfektion und es zählt wie bereits erwähnt nicht das Endergebnis sondern der Weg dorthin mit viel Konzentration und Geduld. Nach einem Workshop bei mir lernen die TeilnehmerInnen die Grundlagen und Werkzeuge kennen und dann müssen Sie ihren eigenen Weg gehen und vor allem viel üben. Ich merke aber bereits nach einem zweitägigen Kurs, welche Fortschritte die Teilnehmer machen und das freut mich immer sehr.
Wer wirklich Interesse hat mehr und weiter zu lernen kann bei mir auch individuellen Unterricht buchen oder sogar Shodo nach japanischem System vollständig erlernen. In der ersten österreichischen Shodoschule biete ich die Möglichkeit des Shodo-Unterrichts nach den Prinzipen der Nihon Shuji Bildungs Stiftung. Ich bin eine österreichische Zweigstelle der japanischen Universität und es gibt die Möglichkeit verschiedene Ränge und Meistergrade zu erlangen, auch für Personen, die nicht in Wien leben.

Interview Junko Baba
Interview Junko Baba

„Ob du glücklich bist, entscheidet nur dein Herz.“ – Lieblingszitat von Junko Baba.

Interview Junko Baba

Sie haben mir erzählt, dass Sie auch in Ihrer Freizeit noch gerne Japanische Kalligraphie ausüben. Was schreiben Sie gerne?

Ich schreibe gerne Sprüche beziehungsweise Zen-Weisheiten. Meine derzeitigen Lieblingszitate sind: „Alles ändert sich, nichts bleibt gleich.“ und „Ob du glücklich bist, entscheidet nur dein Herz.“ Der zweite Spruch ist mir besonders wichtig, da ich glaube, dass das Glück von innen kommt, egal wie die äußeren Umstände auch manchmal sein können.

Was sind ihre nächsten Ziele?

Ich würde nicht sagen nächste Ziele, sondern ein Ziel, das ich immer vor Augen habe, ist den Menschen in Österreich die japanische Kultur näher zu bringen und sozusagen eine Brücke zwischen Japan und Österreich zu bauen.

Wir bedanken uns bei Junko Baba für das nette Interview, die Einblicke in ihre ganz besondere Kunstform und für den interessanten und lehrreichen Workshop in unserer Buchbinderei!
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen, wenn Sie das nächste Mal bei uns einen Kurs hält.

Clemens und Julia Strandl
Buchbinderei Strandl

P.S.: Alle aktuellen Kurse und Workshops rund um Buch, Papier und Schrift findest du hier: Buchbinderkurse und Workshops.

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